Geschichte der Polizei Brake/ Unterweser

29.02.2024 | Kategorien: Allgemein, PoliZeitGeschichten
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Autor: Manfred Rautenberg

Wenn man sich aufmacht, die Geschichte der Polizei Brake zu schreiben bzw. sie zu suchen, so braucht das viel Interesse, Geduld und auch eine Verbindung zum Thema. Diese Verbindung besteht bei mir darin, dass ich den Berufsweg des Polizeibeamten gewählt hatte und 1982 nach bestandenem Fachlehrgang 3 dem damaligen Polizeiabschnitt Wesermarsch als Dienstabteilungsführer in Brake zugewiesen wurde. Mein Weg führte mich schon 1983 nach Delmenhorst, aber die Verbundenheit blieb. Im Laufe der Jahre sammelte ich viele kleine historische Puzzelstücke, die ich hier unter dem Namen “Geschichte der Polizei Brake“ zusammenfasse. Wo fange ich an? Am besten da, wo Polizei im heutigen Sinne anfassbar wird:

Mit Wirkung vom 23.10.1786 unterschrieb Herzog Peter Friedrich Ludwig den Einrichtungserlaß zur Errichtung des Polizeidragonercorps, welches vordringlich zur Sicherung der Außengrenzen des Oldenburger Landes eingesetzt werden sollte.

Damaliger Verwaltungsmittelpunkt und Ausdruck Oldenburger Staatsmacht war im Bereich der mittleren Wesermarsch der Ort Ovelgönne mit seiner ehemaligen Landesburg

So lag es nahe, den Standort Ovelgönne mit Polizeidragonern zu besetzen. Konkret waren aber Mittel und Personal knapp und man musste priorisieren. Insbesondere entscheidend war die Erkenntnis:

„Auch in Ovelgönne würden sie nur von geringem Nutzen sein.“

Konkret wurden 3 gemeine Polizeidragoner für Butjadingen vorgesehen und „einer zum Patrouillieren bei den Fähren und ins Stedinger Land“, wobei letzterer wohl der Polizeidragoner in Ovelgönne gewesen sein dürfte.

Dieser sehr knappe Personalansatz war wohl nicht von Dauer, denn zur Zeit der Landdragoner ( 1817-1867) wird für Ovelgönne schon eine Stärke von 1/3 verzeichnet. Die dünne Personaldecke setzt sich auch zur Zeit des Großherzoglichen Oldenburgischen Gendarmeriekorps fort, allerdings wird ab 1860 neben Ovelgönne auch Brake als Dienstort verzeichnet. Die Personalstärke der Gendarmerie der Wesermarsch betrug 1934 2/22. Diese Beamten, nicht mehr „Gemeine“, sondern „Gendarmeriekommissare“, verteilten sich allerdings auf 18 Dienststellen, was rechnerisch weiterhin die Einstufung „dünne“ rechtfertigt. Man darf allerdings eine ländliche Struktur und geringere Bevölkerungszahl nicht aus den Augen dabei verlieren, um diese Zahlenspiele einordnen zu können.

Entfernt man sich von den Spuren in den Akten und sucht die baulichen Hinterlassenschaften, so bleibt es schwierig. Die räumliche Unterbringung der Gendarmen in Brake liegt im Verborgenen und wird erst durch eine alte Postkarte vom Anfang des 20. Jahrhunderts erhellt, die der Heimatverein Brake dankenswerterweise zur Verfügung stellt.

Das Dienstgebäude der Gendarmerie Brake, Mitteldeichstraße 13, erbaut 1899, steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Ab wann es von der Polizei genutzt wurde, wäre noch zu klären.

Einer der damaligen Beamten ist allerdings bekannt: Der Gendarmeriekommissar Carl Tedsen.

(C.T. in Bildmitte, obere Reihe, Ausschnitt einer Gruppenaufnahme von Gendarmeriebeamtenvor dem Standesamt in Delmenhorst 1933- Archiv Polizei Delmenhorst).
(C.T. in Bildmitte, obere Reihe, Ausschnitt einer Gruppenaufnahme von Gendarmeriebeamten vor dem Standesamt in Delmenhorst 1933- Archiv Polizei Delmenhorst)

Wie das Foto nebenbei zeigt, ist der Säbel Teil der damaligen Ausstattung der Gendarmerie.

Sieht man die Größe des Gebäudes und denkt an die doch geringe Personalzahl der Gendarmerie, so kommt die Frage nach den Nutzungsbedürfnissen auf. Waren dort Dienstwohnungen integriert? Auch sei an dieser Stelle angemerkt, dass der Namenswechsel der Polizei von der „Gendarmerie“ zur  „Niedersächsischen Landespolizei“ sich in diesem Gebäude vollzogen hat.

Offensichtlich genügte diese Villa nicht mehr den dienstlichen Bedürfnissen und man zog 1969 in einen optisch weniger ansprechenden, aber praktischen, Neubau am Schrabberdeich 39.

Phasenweise scheint auch dieser Neubau zu eng gewesen sein, denn ein Foto aus den 90er Jahren zeigt, dass das damalige Kriminalkommissariat Brake im Haus Breite Straße 26 dezentral untergebracht  werden musste.

Kriminalkommissariat Brake, Breite Straße 26
Quelle: Polizeikommissariat Brake

Heute wird wieder nur das Dienstgebäude in Brake, Schrabberdeich 39, genutzt, wo es räumlich in der Nähe der Dienstgebäude des Landkreises Wesermarsch liegt und somit zu „kurzen Wegen“ verhilft.

Dem interessierten Leser, der den Entwicklungen nicht nur in Brake, sondern auch in der nördlichen Wesermarsch nachspüren möchte, sei an dieser Stelle die Website des pensionierten Kollegen Ellmers empfohlen.

Da dieser Überblick über die Braker Polizeigeschichte wegen der raren Quellen doch recht spärlich ist, würde ich mich über weitere Quellen und Beiträge freuen, um diesen Beitrag anreichern zu können.

 

Manfred Rautenberg, PHK a.D. 25.02.2024

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