Herbert Zeitz – Ein Nachruf

24.10.2018 | Kategorien: PoliZeitGeschichten
Der Förderkreis für Polizeigeschichte Niedersachsen e.V. möchte Ihnen an dieser Stelle die Möglichkeit bieten, Ihren eigenen Beitrag zur niedersächsischen Polizeigeschichte einzubringen. Hier stellen wir Ihnen eine Plattform zur Verfügung, Ihre Erfahrung und Ihr Wissen in die Öffentlichkeit zu bringen. Machen Sie mit und senden Sie uns Ihren Artikel an info@polizeigeschichte-niedersachsen.de !

Von Manfred Rautenberg

Es kommt eher selten vor, dass auf den Seiten eines Fördervereins für Polizeigeschichte einem alkoholkranken Mann, ohne festen Wohnsitz, der vielen Beamten der Schutzpolizei im Lande Niedersachsen aber persönlich bekannt war, ein Nachruf gewidmet wird. In diesem Fall, bei diesem Menschen, ist es anders: Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht durch die Flure der Dienststellen in unserer Gegend: „Hast Du schon gehört? Herbert Zeitz ist gestorben!“ Jeder kannte ihn, viele hatten mit ihm über viele Jahre zu tun gehabt. Ungezählt sind die Übernachtungen im Polizeigewahrsam und die damit verbundenen Geschichten. Hier zwei kleine Anekdoten:

Das Toastbrot:

Wenn er in der Gegend war, holte Herbert sich regelmäßig bei der Gemeinde seinen Tagessatz ab, leider mit dem meist unerwünschten Nebeneffekt, dass er alkoholische Getränke einkaufte und auch gleich trank, was einige Stunden später den Ruf nach der Polizei auslöste.

Dies brachte einen engagierten Mitarbeiter auf die Idee, ihm den Tagessatz nur noch in Form von Lebensmittelkarten zu geben. Beim ersten Mal kam es trotzdem zu dem Anruf bei der Polizei. Eine männliche Person hatte Toastbrote vor die Tür zur Gemeinde geworfen und war schimpfend weggegangen:

„Eure Toastbrote könnt Ihr behalten!“

Später löste er das Toastbrot- Problem, indem er Sprudelflaschen kaufte, den Inhalt ausgoss und den Flaschenpfand in seinem Sinne verwendete.

Gewusst wie!

 

Der Beschützer:

Eine Funkstreife der Polizeistation Ganderkesee wurde zu einem Einsatz in einen großen örtlichen  Einkaufsmarkt gerufen und umständehalber stellten sie den Funkwagen im Eingangsbereich ab. Dieses Parkverhalten missfiel einem Bürger, der die Kollegen verärgert auf das vermeintliche Fehlverhalten ansprach. Zufällig war aber Herbert auch da und löste das Problem auf seine Art:

„Ööööh! Lassen Sie meine Polizei in Ruhe. Die machen hier nur Ihre Arbeit!“

Das wirkte umgehend und festigte seinen Ruf. Genauso wie es vorkam, dass er nach irgendwelchen Aufenthalten in den Gewahrsamszellen auf der Dienststelle erschien, sich bedankte und ein Paket Kaffee abgab.

Man kannte sich und man passte aufeinander auf, jeder auf seine Art und in seiner Rolle. Es hatte sich eine besondere Verbundenheit im Laufe der Zeit eingestellt. 

Nachdem Herbert in Hagen im Bremischen verstorben war, holte das Gut Dauelsberg seine Urne und veranlasste eine würdevolle Beisetzung auf dem Friedhof in Hasbergen. An der Trauerfeier nahmen auch vier Polizeibeamte teil. Die Trauerrede sprach Pastor Frerichs von der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Hasbergen II. Den Entwurf der Rede stellte er freundlicherweise für diesen Nachruf zur Verfügung: Die Trauerrede von Pastor Frerichs

Herbert hatte keine Familie mehr und keinen Nachlass, er wurde 69 Jahre alt.

Foto Herbert Zeitz
Foto Herbert Zeitz

„Aus Leben werden Geschichten, wird Geschichte!“

 

Ganderkesee, 18.09.2018

Manfred Rautenberg, Polizeistation Ganderkesee

 

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