Innenminister schließt Polizei-Museum

21.12.2010 | Kategorien: Allgemein

Sammlung will Einrichtung in Hannover nicht weiterführen – Hohe Kosten für Miete und Personal

Die Exponate sollen an anderer Stelle zu sehen sein. Beim Ministerbesuch flog auch die Drohne durchs Museum.

von Marco Seng (Nord-West-Zeitung vom 21. Dezember 2010)

Hannover – Zum Finale schwirrte die berüchtigte Drohne durch die Räume des fast vergessenen Museums im Süden Hannovers. Im Frühjahr 2011 soll die Polizeigeschichtliche Sammlung Niedersachsen geschlossen werden. Innenminister Uwe Schünemann (CDU) will die Miete für die Produktionshalle auf dem ehemaligen Telefunken-Werksgelände sparen. Die Exponate wie das berühmte Hackebeil des hannoverschen Serienmörders Fritz Haarmann sollen für künftige Wechsel- und Wanderausstellungen erhalten bleiben.

Bevor der letzte Vorhang fällt, machte sich Schünemann noch einmal persönlich ein Bild von der einmaligen Sammlung. Die Polizei inszenierte für den Minister Szenen von Tatort-Ermittlungen in früheren Jahren und von moderner Kriminaltechnik. Zum Schluss drehte die berühmte Drohne ihre Runden durch die Museumshallen. Dabei filmte die Kamera des ferngesteuerten Mini-Hubschraubers die Gäste.

Angefangen hat die Geschichte der Polizeisammlung im Jahr 1900. Damals wurde im neuen Polizeipräsidium in Hannover ein Kriminalmuseum samt Lehrmittelsammlung eingerichtet. Während der Nazi-Zeit ging der größte Teil der Exponate verloren. In den 80er Jahren begann eine Renaissance. Im Zuge der Expo 2000 wurde schließlich das Polizeimuseum mit etwa 1400 Quadratmeter großen Büro- und Ausstellungsflächen sowie Garagen, Stellplätzen und Freiflächen auf dem Telefunken-Gelände eingerichtet. Dort kommen fast nur noch Schulklassen zur Besichtigung.

Neben Bild- und Texttafeln gehören zu der Sammlung historische Uniformen, Ausrüstungsgegenstände, Fahrzeuge, Dokumente und Fotos aus Polizeiakten, aber auch Ermittlungsakten zur Festnahme der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof 1972 in Langenhagen und das Richtschwert des hannoverschen Scharfrichters Johann Willhelm Göpel aus dem 17. Jahrhundert.

Nach Kritik des Landesrechnungshofes, dem jährlichen Aufwand von 288 000 Euro für Miete und Nebenkosten sowie 117 000 Euro für Personal stünden so gut wie keine Einnahmen gegenüber, hatte das Ministerium die Polizeiakademie als Trägerin des Museums mit einem neuen Konzept beauftragt. Künftig soll eine Kernausstellung der Sammlung im jetzigen Behördenhaus am Waterlooplatz zu sehen sein.

Für den Förderkreis des Polizeimuseums kommt der Auszug überraschend. Der Vorsitzende des Vereins, Andreas Schiefer, bedauerte die Entscheidung ausdrücklich. Die Sammlung müsse weiter öffentlich zugänglich sein.

Artikeloptionen:

drucken