Ungewöhnlicher Fund auf dem Dachboden der Polizei – Kriminaltagebücher aus den Jahren 1934 bis 1945 an Polizeimuseum übergeben

28.02.2016 | Kategorien: PoliZeitGeschichten
Der Förderkreis für Polizeigeschichte Niedersachsen e.V. möchte Ihnen an dieser Stelle die Möglichkeit bieten, Ihren eigenen Beitrag zur niedersächsischen Polizeigeschichte einzubringen. Hier stellen wir Ihnen eine Plattform zur Verfügung, Ihre Erfahrung und Ihr Wissen in die Öffentlichkeit zu bringen. Machen Sie mit und senden Sie uns Ihren Artikel an info@polizeigeschichte-niedersachsen.de !

NIENBURG (mie) – Eine Landtagsanfrage zur Thematik „Bearbeitung
von ungeklärten Altmordfällen ab 1980″ bei der Nienburger Polizei führte zum Auffinden
von Kriminaltagebüchern aus den Jahren 1934 bis 1945.

Bei der Sichtung der alten Mordakten auf dem Dachboden des Dienstgebäudes stießen
die Ordnungshüter auf einen ungewöhnlichen Fund.

Drei Kriminaltagebücher der Polizei Nienburg aus den Jahren 1934 bis 1945 waren
scheinbar mit der Polizei immer wieder umgezogen – letztmalig 2003 vom Goetheplatz
zum Amalie-Thomas-Platz.

Tagebücher“Die Dokumente sind erstaunlich gut erhalten und penibel in altdeutscher Schrift von nur
wenigen Personen handschriftlich geführt worden. Jeder einzelne Kriminalfall ist mit
Eingangsdatum, Namen des Tatverdächtigen, Geschädigten, Anzeigeerstatters,
Vorgangsnummer der Polizei und der Staatsanwaltschaft sowie dem Tatvorwurf
dokumentiert.“, führt der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes Thorsten Walter aus.

Mitte der 30-er Jahre sind überwiegend Diebstahlsdelikte aber auch Bettelei und
Landstreichertum sowie Zechprellerei aufgelistet. Bevorzugtes Diebesgut waren damals
Bekleidungsstücke und Tiere als Nahrung. Gewaltdelikte wie Körperverletzungen gab es
offenbar kaum oder wurden nicht angezeigt. Zum Kriegsende mehren sich die Fälle von
Fahnenflucht, Wehrkraftzersetzung und Schwarzschlachtungen.

„Auch wenn sich Rolle und Aufgaben der Polizei in den zurückliegenden Jahrzehnten
deutlich verändert haben, war es für uns als Aktive mehr als interessant in den Büchern
zu blättern, um festzustellen, welche Inhalte und Methoden die polizeiliche Arbeit in
dieser Zeit prägten.“, so Polizeichef Frank Kreykenbohm, „Ich denke, für eine
Organisation wie die der Polizei ist es wichtig, sich intensiv mit der Vergangenheit
auseinanderzusetzen, nicht zuletzt, um die richtigen Entscheidungen für die Zukunft
treffen zu können.“.

Ein genaueres Studium der alten Dokumente soll im Polizeimuseum Nienburg erfolgen.

Der Polizeiinspektionsleiter Frank Kreykenbohm übergab im Beisein Thorsten Walters
die Tagebücher an Dr. Dirk Götting, Kurator des Polizeimuseums Nienburg, der sich über
die Exponate und zugleich historischen Quellen sehr erfreut zeigte.

pm_tagebuecher02-16_01
F. Kreykenbohm, D. Götting und T. Walter

 

Mielke/ PI Nienburg 02.2016

Artikeloptionen:

drucken