Auf den Spuren eines Tanklöschfahrzeuges – der Wasserwerfer Büssing

07.12.2022 | Kategorien: PoliZeitGeschichten
Der Förderkreis für Polizeigeschichte Niedersachsen e.V. möchte Ihnen an dieser Stelle die Möglichkeit bieten, Ihren eigenen Beitrag zur niedersächsischen Polizeigeschichte einzubringen. Hier stellen wir Ihnen eine Plattform zur Verfügung, Ihre Erfahrung und Ihr Wissen in die Öffentlichkeit zu bringen. Machen Sie mit und senden Sie uns Ihren Artikel an info@polizeigeschichte-niedersachsen.de !

Autor: Achim Ulber

Aufgrund des Berichtes über die Tanklöschfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Sievershausen und der Ortsfeuerwehr Wolfshagen (Harz), gelangte ein Hinweis an den Förderkreis für Polizeigeschichte Niedersachsen e.V über ein Fotokonvolut von 145 Fotos, dass der Förderkreis für die Sammlung des Polizeimuseums Niedersachsen in Nienburg ankaufte. In diesem Konvolut befanden sich auch drei Fotos von dem Wasserwerfer Büssing 55 (siehe Fotos Nr. 2 bis 4). 

Weiterhin ist ein Foto des Wasserwerfers Büssing 55 in der Dokumentation der Internationalen Polizeiausstellung 1966 in Hannover abgebildet.

Wasserwerfer Büssing 55, amtl. Kennzeichen H – 3063, Ausführung der Polizei Niedersachsen, ausgestellt auf dem Messegelände Hannover anlässlich der Internationalen Polizeiausstellung im Jahr 1966. Dieser Wasserwerfer der Fa. Büssing gehörte zum Fahrzeugpol der I. Abteilung der Landesbereitschaftspolizei Niedersachsen Möckernstraße 29 in Hannover.

 Quelle: Internationale Polizeiausstellung 1966 Hannover, Redaktion: Karl Friedrich Saupe, Bilddokumentation: Heinz Koberg; Verlag: Deutsche Polizei GmbH, Hamburg, S. 144 (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages Deutsche Polizei Literatur GmbH, 40721 Hilden)

 

In der Produktbeschreibung der Firma Büssing Nutzkraftwagen GmbH aus Braunschweig aus dem Jahr 1955 wird dieser Wasserwerfer unter der Überschrift angeboten: 

„Wasserwerfer Modell 1955 – Gelagert auf einem Büssing Fahrgestell 

Ein hervorragendes Modell zur Bekämpfung von Feld- und Waldbränden sowie von Aufständen“

  • Büssing Lastkraftwagen-Typ 500 und 4500 U mit Unterflur-Dieselmotor U 5 (100 PS)
  • Fahrerhaus in moderner Trambusausführung, durch Unterflurlage des Motors frei von Geräusch, Geruch und Wärme
  • Unbehinderter Blick nach allen Seiten durch weitgehende Rundum-Verglasung (Plexiglas)
  • Selbstsaugende Kreiselpumpe 600 l / Min. bei 15 atü, untergebracht im rückwärtigen Tankraum
  • Wurfweite bis 71 m. Leichte Handhabung des Wasserwerferrohre selbst bei größtem Druck, kurze Wasserstöße zulassend
  • Austauschbare Strahlrohre für Wasser und Schaum
  • Ausgerüstet mit in Gradeneingeteilter Skala für Höhe und Seite, zwei vorderen und zwei seitlichen siebartigen Zerstäubern, zwei seitlichen Düsen zum Abspritzen der Bürgersteige, ein Feuerlöscher – B – Schlauchverbindung
  • Tankinhalt 3750 Liter Wasser und 220 Liter Schaumextrakt; Wiederauffüllung kann sowohl vom Hydranten wie auch vom offenen Gewässer erfolgen. 

(Quelle: Produktblätter der Fa. Büssing Nutzkraftwagen GmbH, Braunschweig für Wasserwerfer Modell 1955, gelagert auf einem Büssing Fahrgestell, Modellnummer 500 U und Fahrgestell Typ 4500 U)

Wasserwerfer Büssing 55 während einer Übung auf dem Gelände der I. Abteilung der Landesbereitschaftspolizei Niedersachsen, Möckernstraße 29. (Quelle: Polizeimuseum Niedersachsen)
Polizeioberwachtmeister Karl Hein Eberhardt, Dienst von 1950 – 1955 (Quelle: Polizeimuseum Niedersachsen)
Polizeioberwachtmeister Karl Hein Eberhardt – wahrscheinlich mit drei Polizeiwachtmeistern – vor dem Wasserwerfer. (Quelle: Polizeimuseum Niedersachsen)

Eine Anfrage aus dem Gendarmerie-Museum in Brüssel erreichte das Polizeimuseum: der Kollege dort recherchiert zu Wasserwerfern und fragte nach Bildern der Göttinger Wasserwerfer der Marke Büssing.

Vom Wasserwerfer zum Tanklöschfahrzeug – Wasserwerfer Modell 1955, gelagert auf einem Büssing Fahrgestell, Modellnummer 500 U

Ortsfeuerwehr Wolfshagen im Harz Tanklöschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Wolfshagen, amtliches Kennzeichen GS – V 465

Das abgebildete Tanklöschfahrzeug stammt aus dem Baujahr 1954. Es war im Besitz der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Wolfshagen. Ursprünglich war es als Wasserwerfer bei der Polizei Niedersachsen im Einsatz, der genaue Einsatzort ist nach meinen Recherchen nicht genau zu benennen.

Das fernmündliche Gespräch mit dem amtierenden Ortsbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Langelsheim, Ortsfeuerwehr Wolfshagen im Harz, erbrachte folgende Details zur Geschichte des Fahrzeuges:

  • Baujahr 1954
  • Kauf für 600,- DM von der Polizei Niedersachsen und Umbau zum Tanklöschfahrzeug im Jahr 1972
  • Es verfügte über einen 4200 Liter großen Wassertank und einen 200 Liter großen Schaumtank.
  • Verkauf im Jahr 1988 für 6000,- DM an einen Oldtimer-Sammler und Händler in Wenden bei Braunschweig.

Dieser Händler fertigte für das Fahrzeug eine neue Welle an, vermutlich für den Nebenbetrieb. Leider konnte der Brandmeister weder den Namen noch die Adresse dieses Käufers in Erfahrung bringen. Auch weitere Ermittlungen von mir in Braunschweig führten zu keinem Ergebnis. 

Foto: Ortsfeuerwehr Wolfshagen im Harz, ehemaliger Wasserwerfer Modell 1955 der Polizei Niedersachsen

Der Maikäfer

1974 erhielten wir einen Büssing-Wasserwerfer der Polizei Göttingen. Auf diesem mit 4000 Ltr. Wasser beladenen Fahrzeug waren zwei Monitore angebracht (besser bekannt als Wasserwerfer). Weiter waren noch 200 Liter Schaum an Bord. Das Fahrzeug bot einer Staffelbesatzung (1/5 =6 Mann) Platz. Bei uns war der Büssing Modell 1955 zwischen 1974 und 1980 im Dienst. Innerhalb der Feuerwehr wurde er oft liebevoll Maikäfer genannt.

Es handelt sich um die Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Sievershausen in Lehrte-Sievershausen. Zunächst hatte ich mit dem amtierenden Brandmeister gesprochen und von diesem die Anschrift des im Jahr 1974 amtierenden Brandmeisters genannt bekommen. Dieser hatte tatsächlich persönlich 1974 das links auf dem Foto abgebildete Tanklöschfahrzeug von der Polizei in Göttingen als Wasserwerfer der Polizei Niedersachsen übernommen. Es ist also davon auszugehen, dass in Göttingen ein Wasserwerfer der Polizei Niedersachsen stationiert war. Auch dieses Fahrzeug besitzt einen 4000 Liter Wassertank und zusätzlich einen 200 Liter Tank, der mit Schaum befüllt war. Dieses Fahrzeug bot einer Staffelbesatzung 1/5 = 6 Mann Platz im Führerhaus. Dieses Fahrzeug war von 1974 bis 1980 bei der Feuerwehr Lehrte-Sievershausen als Tanklöschfahrzeug mit dem Kennzeichen H – S 2484 eingesetzt. Innerhalb der Feuerwehr wurde das Tanklöschfahrzeug oft liebevoll auch „Maikäfer“ genannt.

Bei der damaligen Übergabe von der Polizei Göttingen führte der Wasserwerfer kein Kennzeichen mehr. Im Bereich der Freiwilligen Feuerwehr Lehrte-Sievershausen gibt es vermutlich keine weiteren Fotos mehr – auch nicht von der damaligen Übergabe. Im Jahr 1980 wäre ein Austausch der Kardanwelle erforderlich gewesen, aber aufgrund der zu erwartenden hohen Reparaturkosten wurde darauf verzichtet und der Wasserwerfer wurde an einen Altmetallhändler verkauft.

Weitere Recherchen bei pensionierten Kollegen bzw. Schirrmeistern der Polizei Göttingen und in der Landesbereitschaftspolizei in Hannover führten zu keinem weiteren Ergebnis um die Geschichte des „Maikäfers“ zu vervollständigen.

Foto: Freiwillige Feuerwehr Sievershausen, Region Hannover

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