Frag das Polizeimuseum – Halb Boot, halb Schlitten

25.09.2017 | Kategorien: PoliZeitGeschichten
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Der Hydrokopter kann in der Dauerausstellung des Polizeimuseums besichtigt werden.

Ich interessiere mich dafür, wo und wann der Hydrokopter im Einsatz war. Ist das Modell eine Einzelanfertigung oder sind noch mehrere im Einsatz gewesen? War es ein Erfolg oder ein Misserfolg? Warum ist der Einsatz dieses Gerätes eingestellt worden? (C. Wolter)

Autorin: Barbara Riegger (Historikerin, Polizeimuseum Niedersachsen

Der Hydrokopter ist ein absolutes Highlight unserer Ausstellung! Es handelt sich um ein hybrides Fahrzeug, denn er ist sowohl Schlitten als auch Boot. Der Hydrokopter, Modell Arko 1969, wurde mit einer Luftschraube angetrieben, war mit einem 54 PS VW-Motor ausgestattet und konnte auf Eis eine Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h erreichen. Mit den zwei Ruderblättern hinter der Luftschraube wurde der Schraubenstrom gelenkt und das Fahrzeug so gesteuert.  

1973 übernahm die Wasserschutzpolizei den Hydrokopter von der Feuerwehr Steinhude. Damals wurde das Steinhuder Meer zunehmend im Winter für Eissport und Regatten der Eissegelschlitten genutzt, was eine Sicherung des Verkehrs auf dem Eis nötig machte. 

Die Frage, ob der Hydrokopter ein Erfolg oder Misserfolg war, lässt sich heute nur schwer ermessen und bleibt wohl eher eine persönliche Ansichtssache. Immerhin war er zwölf Jahre im polizeilichen Einsatz. Auf dem Wasser war er unter anderem aufgrund mangelnder Seetüchtigkeit und Manövrierfähigkeit einem Motorboot unterlegen. Jedoch konnte er im Gegensatz zu Motorbooten auch in Schilf- und Binsengürteln eingesetzt werden.

Mehrfach hat der Hydrokopter seine Farbe gewechselt.
Mehrfach hat der Hydrokopter seine Farbe gewechselt.

1984 wurde der Hydrokopter wieder an die Feuerwehr zurückgegeben. Als ein Grund hierfür wird angeführt, dass er aufgrund seines hohen Eigengewichts von 950 kg bei nicht ausreichender Eisdicke einzubrechen drohte. Zwar blieb er in solchen Situationen weiter schwimmfähig, hinterließ aber eine gefährliche Eisrinne. 

Die Feuerwehr in Steinhude nutzte den Hydrokopter noch bis 1996, vornehmlich zur Eisrettung. Nach einem Getriebeschaden wurde er ausgesondert und kam schließlich 2000 in die polizeihistorische Sammlung. 

In der Geschichte der Wasserschutzpolizei Niedersachsen blieb dieser Hydrokopter ein Einzelstück. Die Feuerwehr Steinhude erhielt 1999 einen neuen Hydrokopter, der allerdings 2009 verunglückte. Dieser Hydrokoper ist heute auf der Insel Wilhelmstein ausgestellt. Zur Eisrettung wird seither auf ein Luftkissenboot zurückgegriffen.

 

 

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