Ein Oldenburger Polizeibeamter – Harry Sievers, Kriminalsekretär und Sturmscharführer

10.09.2014 | Kategorien: PoliZeitGeschichten
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1936 Kriminalsekretär Sievers (links) vor dem Staatsministerium Oldenburg

Autor: Manfred Rautenberg

Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches und der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde auch Oldenburg besetzt und stand unter englischer Militärverwaltung. Schon bald griff diese auf bestehende Polizeistrukturen zurück, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung aufrechtzuerhalten.

Da die Polizei ein wesentlicher Teil des nationalsozialistischen Systems gewesen war, wurde sie nach und nach reformiert und erlebte in den Jahren von 1945 bis 1950 einen enormen Wechsel des Personals, der sich an folgenden Zahlen zeigt.

Personalstand Mai 1945: 1001 Polizeibeamte aller Sparten (Schutzpolizei mit Reservisten, Gendarmerie, Kriminalpolizei und weiblicher Kriminalpolizei)

Es waren in der Zeit 1187 „Abgänge“ und 1041 „Zugänge“ von Polizeibeamten zu verzeichnen. Von den 1001 Beamten im Mai 1945 waren im März 1950 nur noch 108 Beamte im Dienst.

Infolge „Entnazifizierung“ sind 327 Polizeibeamte entlassen worden.

Einer dieser Polizeibeamten war der Kriminalsekretär und SS- Sturmscharführer Harry Sievers, dessen Leben in dieser Zeit im folgenden kurz beschrieben werden soll.

1936 Kriminalsekretär Sievers (links) vor dem Staatsministerium Oldenburg
1936 Kriminalsekretär Sievers (links) vor dem Staatsministerium Oldenburg

Er trat 1924 in die Oldenburger Polizei ein, versah zunächst Dienst in der Ordnungspolizei und wechselte ab 1930 zur politischen Abteilung im Staatsministerium, aus der 1934 das Geheime Staatspolizeiamt Oldenburg hervorging.

Nach Kriegsende wurde er im Lager Sandbostel interniert und dort zu 6 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Schon in der Lagerhaft arbeitete er an seiner Rehabilitierung und klagte nach seiner Entlassung gegen die Verurteilung und seine Einstufung als „Wenig Belasteter“ der Stufe 2 der Entnazifizierungsrichtlinen. Nach Jahren gelang es ihm in die Stufe 5, als „Nichtbelasteter“ eingestuft zu werden, was zur Folge hatte, dass ihm das Gehalt nachgezahlt wurde. In den Polizeidienst trat er allerdings nicht mehr ein und verdiente seinen Lebensunterhalt in einem Zivilberuf.

Er starb 1975 in Sanderbusch.

Aus seinem Nachlaß ist der von ihm verfaßte Lebenslauf mit den zu seiner Entlastung aufgeführten Fällen erhalten, der von seiner Familie an dieser Stelle zur Verfügung gestellt wird und einen tiefen Einblick in die damalige Zeit, das Leben des Beamten und des Menschen Harry Sievers bietet.

Lebenslauf Harry Sievers

Polizeistation Ganderkesee

PHK Manfred Rautenberg

Juni 2013

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