Verkehrspolizei, die „Weißen Mäuse“ auf Streife

10.02.2015 | Kategorien: PoliZeitGeschichten
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Autor: Joachim Ulber

Weiße Mäuse, woher kommt der Begriff?
Den Begriff „Weiße Mäuse“ haben viele Mitbürger in der Vergangenheit benutzt als freundlich gemeinte Bezeichnung der Verkehrspolizisten. Doch wieso ausgerechnet „Weiße Mäuse“?
Fachleute haben Ursachenforschung betrieben und festgestellt, dass dieser Begriff aus einem ganz anderen Bereich kommt und später für die Polizeibeamten übernommen wurde.

Die Kennzeichnung:

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg fanden feldgraue Tschako- bzw. Pickelhaubenüberzüge bei soldatischen Übungen und Einsätzen im Gelände zur Schonung und Tarnung der blanken Kopfbedeckungen Verwendung. Zu Beginn des Krieges bis zum Einsatz des Stahlhelmes bestand eine Vollausstattung mit solchen Überzügen. Angehörige der Leibgendarmerie wurden bei Manövern mit Aufgaben der Übungsleitung und des Schiedsrichterdienstes betraut.
Zur Kennzeichnung erhielten sie einen weißen Helmüberzug, der im Kasino zu Scherzen Anlass gab.
Einige Veterinäre (der berittenen Garde) haben ihre Kameraden in Anlehnung an den Albinismus der grauen Hausmaus als weiße Mäuse (Mus musculus varalba) bezeichnet.

Bei der Polizei:

Generaloberst, Generaladjutant Seiner Majestät des Königs und Kaisers von Scholl, hat als kommandierender Offizier die Leibgendarmerie geführt. Insbesondere soll er den Ausdruck „Weiße Mäuse“ für alle „weißbehelmten“ verbreitet haben. Die Verbindungen von der Garde über Freiwilligenverbände zur Sicherheitspolizei (Sipo) und Schutzpolizei (Schupo) sind vielfältig. Sie bilden insbesondere nach dem ersten Weltkrieg in Berlin ein eigenes Kapitel in der Polizei- und Militärgeschichte.
Danach wird es um die weißbehelmten „Weißen Mäuse“ ruhig.
Bis dann am 1. Dezember 1934 in Hamburg das Verkehrskommando der Hamburger Ordnungspolizei gegründet wurde.
Eine Hamburger Tageszeitung brachte es so zum Ausdruck: „Mit dem 3. Dezember 1934 werden vom Kommando der Schutzpolizei zur Überwachung und Regelung des Verkehrs an Hauptverkehrspunkten besonders geeignete Beamte, die zu einem Verkehrskommando zusammengezogen sind, eingesetzt. Diese Beamten sind an ihren weißen Tschakoüberzügen zu erkennen.“

Auch für Verkehrspolizeibeamte in Preußen erfolgte im Jahre 1935 eine Anordnung, wonach für diese Beamten Taschkos mit weißer Hülse zu beschaffen sind. Tageszeitungen berichteten damals in Berlin: „Vor dem Brandenburger Tor, öfter mal was Neues – weißer Tschako!“
Die sogenannte Berliner Schnauze dürfte von hier an die Weißbehelmten der Polizei volksmundlich zur „Weißen Maus“ gemacht haben.
Nach 1945 wurde der Begriff „Weiße Mäuse“ schnell wieder mit Leben gefüllt. Der erste Chef der motorisierten Polizei-Abteilung in Hannover sprach häufig von seinen „Weißen Mäusen“.
Polizeifunk ruft“ mit Motoradpolizist Walter Hartmann, wurde eine Kultserie der ARD im Jahr 1966. Sie erzählt die Fälle von Motorrad-Polizist Walter Hartmann und seinem Kripo-Kollegen Koldehoff. Die Serie zählt zu den großen Erfolgen der Hamburger Krimitradition und verbindet lebendige Kamera mit TV-Prominenz der Swinging 60s.

Inhalt:

Die Elbmetropole ist Deutschlands gefährlichste Stadt, nirgendwo geschehen mehr Verbrechern als hier. Doch täglich kämpfen die Ermittler der Elbmetropole gegen die Flut des Verbrechens. Einer von ihnen ist Motorrad Polizist Walter Hartmann, eine sogenannte weiße Maus. Wenn er und Kripo-Hauptkommissar Koldehoff Jagd auf Räuber, Diebe und anderes Gesindel machen, gibt es für die bösen Jungs kein Entkommen mehr.

Symbol der Weißen Maus auf dem Streifenwagen bei den Verkehrspolizeistaffeln Anfang der 70er Jahre in Niedersachsen:

Der damalige Sachbearbeiter Führungs- und Einsatzmittel (früher Schirrmeister genannt), Uwe Loft, der Verkehrspolizeistaffel Hannover-Ahlem machte den Vorschlag, am Heck der Streifenwagen eine kleine „weiße Maus“ anzubringen. Damit sollte optisch der Hinweis auf die motorisierte Verkehrspolizei gegeben werden. Er bat daher, den damaligen Verkehrsunfallsachbearbeiter und später auch Wachhabenden einer Polizeiautobahnwache, Horst Vogt (genannt“ Bommel“), eine kleine weiße Maus als Vorlage zu zeichnen. Bommel zeichnete eine kleine weiße Maus als Vorlage, wie sie bis heute bei allen Streifenwagen der Autobahnpolizei in Niedersachsen am Heck der Streifenwagen angebracht sind.
Diese Tradition mit den „Weißen Mäusen“ an die Streifenwagen zu befestigen, ist somit von den Mitarbeitern der damaligen Verkehrspolizeistaffel Hannover-Ahlem in Niedersachsen in den 70er Jahren erfunden worden.
Vor dem 01.03.1963 gehörte die Motorisierte Verkehrsstaffel Ahlem zu der damaligen und heutigen Polizeidirektion Hannover.

Anlässlich eines Mot. Vergnügen wurde das sogenannte „Mot. Lied“ komponiert und auch vorgetragen:

Wir sind die weißen Mäuse von der Autobahn,
halten hier und dort `nen dicken Lastzug an,
prüfen ob er nicht zu viel geladen hat
und die Papiere alle bei sich hat,
alles in Ordnung, freie Fahrt voraus!

Die Vortagenden waren damals Horst (Bommel) Vogt, Geiord (Schorse) Wunder, Willi Mächler und Hans Kopke.

Funkstreifenwagen
Auf dem mittleren Funkstreifenwagen (FuStw) Mercedes Benz Strich 8 -230-, amtliches Kennzeichen H – 3845, ist der erste FuStw der Motorisierten Verkehrsstaffel Hannover in Ahlem, auf dem der Schirrmeister Uwe Looft auf dem Kofferraumdeckel rechts die „Weiße Maus“ angebracht hat. Rechts und links steht je ein FuStw Mercedes Benz Strich 8 -200- mit alter Fahrzeuglackierung. Bei diesen Fahrzeugen sind die Fahrzeugdächer noch Tannengrün (RAL6009) lackiert. Die Umrüstung von Mercedes Benz 200 auf Mercedes Benz 230 erfolgte aufgrund für den BAB – Streifendienst doch schwachen Motorisierung der 200er FuStw.

 

Joachim Ulber, Polizeimuseum Niedersachsen

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