Geschichte der Polizeistation Stuhr
Autor: Manfred Rautenberg
Auf der Webseite der Gemeinde Stuhr findet sich unter „Historisches“ ein Streifzug durch die wechselvolle Geschichte der Gemeinde, deren Kenntnis auch für die Geschichte der Polizeistation Stuhr wichtig ist.
Über die eigentliche Geschichte der ansässigen Polizeistation berichten nur dürftige Quellen und die Anfänge finden sich bei den Oldenburgischen Polizeidragonern.
Zu deren Zeiten hat Stuhr noch keine eigene Dienststelle, sondern gehört zum Beritt Delmenhorst mit Standort in Varrelgraben. Von dort wird weiträumig Patrouille geritten und dem Landstreichunwesen Einhalt geboten.
Die Akten der heutigen Gemeinde Stuhr bieten weitere Hinweise:
Im März 1925 beschließt der Gemeinderat der Gemeinde Stuhr, dass ein neu zu bauendes Haus an der Stuhrer Landstraße 72 sofort nach der Fertigstellung durch den Gendarmeriekommissar bezogen und als Dienstwohnung in Benutzung genommen werden soll.
Einen intensiven Blick in die damaligen Verhältnisse, in denen der Gendarmeriekommissar Meyer handelte, bietet die Geschichte um den Tod des Gendarmeriekommissars Hedemann.
Nach dem Krieg ist der Polizeiwachtmeister Hülsmeyer noch den älteren Mitbürgern als Dorfpolizist bekannt. Er hatte im 2. Weltkrieg seinen Dienst bei der Feldgendarmerie im Raum Bialystok/Polen gemacht und wurde dabei auch schwer verwundet. Ursprünglich im Osten beheimatet fand er sich nach dem Krieg im Westen und 1946 im Dienste der englischen Militärregierung wieder. Danach machte er über lange Jahre auf der Polizeistation Stuhr Dienst.
In seinem Lebenslauf schreibt er: „Seit März 1948 wurde der Polizeiposten Stuhr selbstständiger Polizeiposten. Ich wurde mir der Leitung des Polizeipostens beauftragt.“
Der Diensthund wurde nicht extra erwähnt, trat aber seinen Dienst ebenfalls dort an. In den nächsten Jahren dürfte er seinen Dienstellenleiter oft begleitet haben, wie dieser auf dem Fahrrad zu seinen Ermittlungen fuhr, dabei die Schreibmaschine auf dem Gepäckträger.
Damals ging es oft um Delikte, die heute eher selten vorkommen, z.B. Viehdiebstahl und Brennen von Kartoffelschnaps. Bevor er den Posten in Stuhr antrat, machte er diese Fahrten vom Posten Iprump aus.
Laut Gemeinderatsprotokoll vom 30.12.1948 wird dem Polizeiwachtmeister Burckhardt die Genehmigung zum Ausbau eines Zimmers im Gemeindehaus erteilt.
1953 zog die Polizei in das vordere Klinkergebäude und ca. 1969 in den Erweiterungsbau ein, wo sie bis 1975 blieb.
Organisatorisch war die Polizeistation Stuhr in der Nachkriegszeit dem Polizeirevier Ganderkesee zugeordnet. Dabei machte eine geografische Besonderheit diese in der damaligen Zeit zu einer „Exklave“ – es gab keine direkte Landverbindung zum Landkreis Oldenburg bzw. nach Ganderkesee.
Eine persönliche Besonderheit verbindet diese Polizeistation noch heute mit der Polizei des Landkreises Oldenburg. Der Sohn des Wachtmeisters Hülsmeier, Herr Dieter Hülsmeier, trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde im Rahmen seiner Laufbahn für einige Jahre auch Chef des Polizeiabschnitts Oldenburg- Land.
Die Geschichte der Polizeistation Stuhr blieb auch weiterhin wechselhaft.
In der Chronik „Das Buch von Stuhr“ findet sich:
„Heute (1966) stehen zur Erfüllung ihrer Aufgaben – Aufklärung von Straffällen, allgemeine Sicherheit, Verkehrsregelung, alles, was sie zum „Freund und Helfer“ macht – zwei Beamte bereit, Polizei-Obermeister Hülsmeier und Polizei-Meister Gißas. Die Station gehört zum 2. Landrevier Ganderkesee des Polizei-Abschnitts Wildeshausen.“
Durch Einrichtung des Polizeireviers Weyhe- Leeste erfolgte am 01.05.1975 der Umzug von Stuhr nach Weyhe-Leeste. Und einige Jahre später (1986), nach Errichtung eines Erweiterungsbaues des neuen Rathauses an der Blockener Straße 76, kehrt die Polizeistation wieder als Außenstelle von Weyhe- Leeste zurück.
Im Herbst 1995 erfolgte der Umzug in das Haus Am Rathaus 5 gegenüber dem Rathaus (Die Gemeinde ist seit 2008 Eigentümerin des Hauses).
Nach Loslösung vom Landkreis Oldenburg (1974) fiel die Polizeistation an die Bezirksregierung Hannover und im Zuge der Polizeireform 2003 kam sie als Teil der PI Diepholz wieder zurück an die Polizeidirektion Oldenburg.
…wem die Polizeistation Stuhr im Rahmen der nächsten Reform zugeschlagen werden wird ist ungewiss. Man mag darüber trefflich spekulieren. Die Stuhrer sehen es gelassen.
PHK Manfred Rautenberg, PSt Ganderkesee