Von der Polizeiassistentin zur Führungskraft

Weibliche Polizei an der Pferdemarktkaserne Nachkriegszeit

Frauen in der Polizei

Man mag es kaum glauben, aber die ersten Frauen erstritten sich die Einstellung in den Polizeidienst schon zu einer Zeit, als ihre männlichen Kollegen noch Pickelhauben trugen. Danach gab es in den 20er Jahren Schutzpolizistinnen in Uniform ebenso, wie Kriminalbeamtinnen mit Dienstmarke und in dunklen Mänteln. Doch trotz dieser langen Tradition dauerte es noch viele Jahrzehnte, bis die Frau Polizistin ebenso zur Selbstverständlichkeit wurde, wie ehedem der Schutzmann oder der Herr Kommissar.
Diese spannende Entwicklung soll in der Wanderausstellung „Von der Polizeiassistentin zur Führungskraft“ mit Hilfe von eindrucksvollen Bildern, hilfreichen Texten, Exponaten und Filmendokumenten nachgezeichnet werden.

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RR Dr. Dirk Götting, Polizeiakademie Niedersachsen:

Kaum eine Veränderung hat die Polizei so nachhaltig geprägt, wie die Einstellung von Frauen in den Polizeidienst. Aus einer reinen Aufgabe für Männer, mit vielen militärischen Attitüden, wurde ein vollwertiger Beruf für beide Geschlechter. Nun könnte der Eindruck entstehen, dass sich diese Entwicklung praktisch von selbst vollzogen hätte, also nur dem Zeitgeist und damit dem gesamtgesellschaftlichen Wandel gefolgt sei. In der Tendenz ist die Aussage nicht falsch. Die Entwicklung der Gleichstellung in der Arbeitswelt hat viele Berufe erfasst und die Unterscheidung in Frauen- und Männerberufe verliert zunehmend an Bedeutung. Und doch ist die Feminisierung der Polizei etwas Besonderes. Etwas Besonderes deshalb, weil es um einen Wandel der zentralen staatlichen Gewalt im Innern geht. Über Jahrhunderte waren Staat und Staatsgewalt, Synonym für Männlichkeit. Mit der Feminisierung der Polizei endete die männliche Hegemonie über ein zentrales Element der Staatsgewalt. Und der Prozess war und ist weitreichend. Er umfasst das Fremd- und Selbstbild des Schutzmannes ebenso, wie Verhaltensweisen und Umgangsformen nach innen und außen, bis hin zu einer veränderten Aufgabenwahrnehmung. Über 100 Jahre hält dieser Prozess nun schon an und ist immer noch aktuell. Gleichstellungsfragen sind ein zentraler Aspekte der Organisationsentwicklung einer modernen Polizei.

Aufgrund der historischen und aktuellen Relevanz dieses Themas hat die Polizeigeschichtliche Sammlung der Polizeiakademie Niedersachsen die Feminisierung der Polizei seit einigen Jahren zu einem ihrer Arbeitsschwerpunkte gemacht. Um vor allem die historische Entwicklung stärker ins Bewusstsein der Menschen innerhalb und außerhalb der Polizei zu bringen, wurde 2009 eine Wanderausstellung erarbeitet und im September in der Polizeiakademie Niedersachsen in Nienburg/ Weser eröffnet. Die Ausstellung soll auch verdeutlichen, dass die Forderung nach weiblichen Polizisten ein Teil des Kampfes von Frauen für Frauen um ihre gesellschaftliche Gleichberechtigung war und ist. Doch wer kennt heute noch den Namen von Henriette Goldschmidt, der ersten Wegbereiterin weiblicher Polizeiarbeit in Deutschland? Wer weiß, dass Politikerinnen in der Weimarer Republik parteiübergreifend erste weibliche Polizeibeamte in Deutschland durchsetzten? Und wer oder was erinnert an die Frauen der Weiblichen Kriminalpolizei, die in den 60er und 70er Jahren immer noch um ihre berufliche Gleichberechtigung kämpfen mussten? Mit der Ausstellung Von der Polizeiassistentin zur Führungskraft und der hier anschließenden Darstellung soll die Geschichte der Feminisierung der Polizei einer interessierten Öffentlichkeit bewusster gemacht werden.

Weiterlesen: Von der Polizeiassistentin zur Führungskraft – Eine Ausstellung über die Geschichte der Feminisierung der Polizei

Interessierte Einrichtungen, die ebenfalls die Ausstellung zeigen möchten, können sich an das Polizeimuseum Niedersachsen wenden unter: polizeimuseum@akademie.polizei.niedersachsen.de

Zusätzliche Information und Presse:

Gleichstellung bei der Polizei Baden-Württemberg – „noch mal 45 Jahre darf es nicht mehr dauern!“